30 Jahre Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit e.V.
Eigentlich wollten die Netzwerk- Mitarbeiter und auch der ehrenamtliche Vorstand das Jubiläum gebührend begehen. Einzig Corona und die damit verbundenen Einschränkungen und Veränderungen ließen keine Zeit für intensive Vorbereitungen und auch eine ausgelassene Feierlaune will sich, in Anbetracht der anhaltenden Unsicherheiten, nicht wirklich einstellen. Trotzdem, so die Netzwerker, kann und sollte man zurückblicken auf eine sehr erfolgreiche, aber auch arbeitsintensive Zeit.
Dreißig Jahre Netzwerk bedeutet 30 Jahre aktiv sein in Kinder- und Jugendarbeit, in Soziokultur, Kulturerbe Pflege oder auch im Aktiv- Tourismus in der Oberlausitz. Eine schon beachtliche Bilanz. Der Trend hält bis heute an. Vor drei Jahren wurde mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF) und der Stadt Bischofswerda das jüngste Vorhaben ins Leben gerufen: die Begegnungs- und Kreativ- Werkstatt im netzwerkeigenen Projekt Lutherstraße 13 in Bischofswerda. Begegnung, Kommunikation und gemeinsames Tun beim Schmieden oder beim Herstellen kreativer Keramik. Die zunehmende Resonanz lässt die Initiatoren vom Netzwerk, aber auch die Unterstützer hoffen, auch hier auf das richtige Pferd gesetzt zu haben.
Vor 30 Jahren ahnte niemand, wie sich alles entwickeln würde. In den Unsicherheiten der Wende- Zeit war so vieles unklar. Einige damaligen Akteure, wie Gerd Burghard, sehr bekannt unter dem Spitznamen „Specky“, Birgit Pietrobelli, damals Mitarbeiterin im Kreiskulturhaus „Bertolt Brecht“ Bischofswerda und Andreas Mikus vom Kreiskabinett für Kulturarbeit, meinten, es sei eine gute Idee mit allen Vertretern, die in der Jugendarbeit Bischofswerdas aktiv sind, zusammenzukommen und das weitere Vorgehen abzustimmen. Und so fand in der (legendären) Kellerdisko im Kulturhaus, dem damaligen Domizil des Jugendklubs „VdA“, ein abendlicher Treff statt, in dessen Ergebnis erste Zusammenarbeitsformen vereinbart wurden. Nur wenig später kam es 1991 im Rahmen eines sogenannten Arbeitswochenendes in der Jugendherberge Panschwitz-Kuckau zur Gründung des Kreisjugendringes Bischofswerda. Das war auch die Geburtsstunde des Netzwerkes, weil sich der Kreisjugendring bereits drei Jahre später in „Netzwerk- für Kinder- und Jugendarbeit e.V.“ umbenannte und von da an eine konsequent konzeptionell orientierte und sich an den jeweiligen Erfordernissen ausgerichtete Weiterentwicklung verfolgte.
Auf die ersten eigenen Räume in einer sehr einfachen Wohnung im dritten Stock in der Bischofswerdaer Bahnhofstraße, mit Plumpsklo im Hinterhof, folgte die neue und für damalige Verhältnisse fast luxuriöse Geschäftsstelle im Kulturhaus, wo das Netzwerk gut 20 Jahre zuhause war. Viele Veranstaltungen, Vorträge, Diskussionsrunden, Fortbildungen oder Workshops haben hier stattgefunden. Aus dieser, manchmal auch sehr abenteuerliche Zeit gäbe es viel zu berichten. Über das Spielmobil, das sich durch die Unterstützung des Stadtjugendrings der Partnerstadt Geislingen entwickelte, über die ersten Abenteuercamps, die Trabi- Rallyes, die lange vom Netzwerk unterstützt wurden und die zum Teil aus heutiger Sicht eher abenteuerlich- wagemutig durchgeführt wurden. Auch die „Tage der Jugend“, die später in zu den bei Jugendlichen beliebten Open- Airs auf dem Festplatz am Goldbacher Weg mutierten und ob ihrer Lautstärke nicht nur für Begeisterung bei den Stadtbewohnern sorgten. Oder über eine ABM- Stelle (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für arbeitslose Menschen), mit der man just zum „hauptamtlichen“ Träger der Jugendarbeit wurde. Diese erste Stelle war neben dem Unternehmergeist der immer sehr engagierten Ehrenamtlichen eine wichtige Grundlage, um professionelle soziale Arbeit in verschiedensten Feldern anzugehen.
Heute sind im Netzwerk rund 30 Leute beschäftigt, die verschiedenen Bereichen arbeiten. Ob im präventiven Jugendschutz, dem ältesten Projekt des Netzwerkes, im Regionalteam, das im Raum Pulsnitz und Kamenz agiert, in der Schulsozialarbeit, bei den „Partnerschaften für Demokratie“, im Aktiv- Tourismus bei Teamtrainings für Firmen, im Abenteuercamp, wo erlebnispädagogische Klassen- und Gruppenfahrten organisiert werden oder bei den beliebten Erlebniswanderungen auf dem Butterberg bei Bischofswerda, überall da sind die Netzwerker zu finden. Das derzeit größte Arbeitsfeld des Netzwerkes ist der Freiwilligendienst. Hier sind in jedem Jahr um die 100 Stellen in den Formaten „Freiwilliges Soziales Jahr“ und „Bundesfreiwilligendienst“ zu betreuen. Die vorwiegend jungen Leute sind in den Bereichen Pflege, Arbeit mit behinderten Menschen, Kinder- und Jugendarbeit oder Verwaltung eingesetzt. Die Einsatzstellen und Partner des Netzwerkes liegen in ganz Ostsachsen. Kliniken, Kindergärten, Heime oder soziokulturelle Einrichtungen gehören dazu. Seit 2013 ist die Netzwerk- Geschäftsstelle nicht mehr im Kulturhaus der Stadt zu finden.
Die sich bereits damals abzeichnenden Unsicherheiten über den Weiterbetrieb des „Kultis“ ließen die Geschäftsführung des Vereins nach Alternativen suchen. Schließlich wurden sie fündig: ein Objekt am Lutherpark stand zum Erwerb. Das „Werk Zwo“, wie es die Netzwerker heute liebevoll nennen, früher PGH Dach- Blitz, später Ausbildungsstätte einer Umschulungsgesellschaft, bietet nahezu ideale Bedingungen für die Arbeit. Fast vollständig im Grünen und doch nahe dem Stadtzentrum gelegen, wird das Objekt schrittweise immer weiter gestaltet. Wie die Netzwerker betonen, ist hier der Weg das Ziel und der eigenwillig- kreative Gestaltungsprozess produziert dabei neue Ideen, die man umzusetzen versucht. Ganz praktisch funktioniert das oft über die Möglichkeiten der eingangs schon erwähnten Kreativ- Werkstatt und so findet man künstlerische Exponate aus Keramik, Eisen oder in Kombination, die entdeckt werden wollen. In dieses kreative Spektrum gehören auch Veranstaltungen, beispielsweise das „Vorweihnachtswerkeln“ das traditionell am Buß- und Bettag stattfindet und eine ganz eigene Stimmung besitzt.
Dreißig Jahre sind eine lange Zeit und die engagierte Arbeit hat viele Spuren hinterlassen, auf die man stolz ist und die aus dem kulturellen Spektrum der Region und er Kinder- und Jugendarbeit auch nicht wegzudenken sind. So wundert es auch nicht, dass in diesem Jahr noch weitere Jubiläen anstehen, nämlich 15 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr, 10 Jahre Bundesfreiwilligendienst und 10 Jahre Regionalteam Westlausitz beim Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit. Zudem fand im Juli die 20. Fahrraderlebnistour „Rund um den Butterberg“ statt. Und, als ob noch nicht genug, verraten die Netzwerker, dass es noch ein weiteres Jubiläum gibt: „20 Jahre kreative Weihnachtspost vom Netzwerk“. Und so wird sich wohl die zwanzigste eigenhändig und kreativ gestaltete Weihnachtskarte in wenigen Wochen auf den Weg zu allen Adressaten machen. Wahrscheinlich sind sie schon gespannt, auf die diesjährige Botschaft der Karte, aber auch auf die weitere Entwicklung des Netzwerkes in der Zeit, die vor uns liegt.
Im Rahmen unserer begleitenden Social- Media- Kampagne lassen wir auch Kooperationspartner, Wegbegleiter und/oder Netzwerkfreunde zu Wort kommen, um die Vielfalt und Entwicklung unserer Arbeit der letzten Jahrzehnte auszudrücken sichtbar zu machen. Mehr dazu unter: